Um das Problem Kinderarbeit bzw. seine wichtigsten Ursachen in den Griff zu bekommen, braucht es Hilfe vor Ort. In den von Jugend Eine Welt unterstützten Don Bosco-Zentren finden ehemalige KinderarbeiterInnen fürsorgliche Aufnahme, dürfen wieder die Schule besuchen und erhalten eine Ausbildung, die ihnen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Armut ermöglicht.
Zudem ist es leider nach wie vor unerlässlich, ein kritisches Bewusstsein in der Öffentlichkeit für schädliche Kinderarbeit zu schaffen. Denn indirekt sind wir hierzulande sehr wohl mit dem Problem der Kinderarbeit konfrontiert – in Form vieler Waren und Produkte unseres täglichen Lebens, die von Kinderhänden hergestellt wurden!
Erklärvideo: „Kinderarbeit im Globalen Süden“
In 3 Minuten erfahren Sie viel Wissenswertes zum Thema Kinderarbeit und wie Sie den Einsatz von Jugend Eine Welt für benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützen können!
- Wie viele Kinder müssen weltweit unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten?
- Bei welchen Produkten ist in Bezug auf Kinderarbeit besondere Vorsicht geboten?
- Was kann jeder Einzelne gegen missbräuchliche Kinderarbeit tun?
TV-Spot gegen Kinderarbeit
Kinderarbeit zerstört Kindheit! Das zeigt unser Spot, der im TV und Radio ausgestrahlt wird! Wir bedanken uns bei HEIMAT Wien und bei Blautöne Studio für die großzügige Pro Bono Unterstützung!
Teufelskreis Kinderarbeit
Sie schuften auf Baumwollfeldern, in Steinbrüchen oder als billige Haushaltshilfen: Rund 160 Millionen Mädchen und Jungen im Alter zwischen 5 und 17 Jahren sind laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO von Kinderarbeit betroffen. Davon arbeiten an die 79 Millionen in besonders gefährlichen Bereichen.
Kinderarbeit ist Symptom und zugleich Ursache eines Teufelskreises: Viele arbeitende Kinder können nicht zur Schule gehen, andere brechen sie vorzeitig ab oder schaffen nur einen Grundschulabschluss. Von einer guten Berufsausbildung können die meisten nur träumen. Entsprechend schlecht sind die Chancen von KinderarbeiterInnen auf eine existenzsichernde Beschäftigung, wenn sie einmal erwachsen sind. Um ihre eigene Familie ernähren zu können, sind sie oftmals auf die Mitarbeit der eigenen Kinder angewiesen - so schließt sich der Teufelskreis.
Kinderarbeit hat zahlreiche Gesichter:
Definitionen von Kinderarbeit
Die UN-Kinderrechtskonvention definiert Kinderarbeit als Tätigkeit von unter 18-Jährigen, die Gefahren mit sich bringt, ihre Erziehung behindert, die Gesundheit des Kinders oder seine körperliche, geistige, seelische, sittliche oder soziale Entwicklung schädigen könnte (Artikel 32).
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO verwendet zwei verschiedene Begriffe, um die Situation arbeitender Kinder zu beschreiben: „child work“ und „child labour“. „Child work“ meint Formen von Kinderarbeit, die sich nicht negativ auf die Gesundheit, die persönliche Entwicklung und den Schulbesuch eines Kindes auswirken, wenn es beispielsweise durch eine leichte Tätigkeit ein Taschengeld dazuverdient oder im familieneigenen Betrieb ein wenig mithilft und dabei Fertigkeiten erlernt.
Als „child labour“ wird hingegen Kinderarbeit im engeren Sinn bezeichnet, die negative Auswirkungen für das betroffene Kind hat. Gemeint ist eine Arbeit, die
- mental, physisch, sozial und moralisch gefährlich und schädlich für Kinder ist,
- ihren Schulbesuch unmöglich macht, einschränkt oder sie zwingt, die Schule frühzeitig zu verlassen,
- Kinder dazu anhält, den Schulbesuch mit langer und harter Arbeit zu kombinieren.
Schädliche Kinderarbeit umfasst auch ausbeuterische Kinderarbeit bzw. die schlimmsten Formen der Kinderarbeit, die in ILO-Konvention 182 (aus dem Jahr 1999) zusammengefasst werden. Dazu zählen:
- Alle Formen von Sklaverei oder ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen, Kinderhandel und die Zwangsrekrutierung von Kindern (KindersoldatInnen)
- Kinderprostitution und Kinderpornographie
- Die Verwendung oder das Anbieten von Kindern im Rahmen von kriminellen Tätigkeiten wie Drogenanbau und Drogenhandel
- Arbeit, die ihrer Natur nach oder aufgrund der Umstände für die Gesundheit, die Sicherheit oder die Sittlichkeit von Kindern schädlich ist
Ursachen von Kinderarbeit
Kinderarbeit hat vielfältige Ursachen, an allererster Stelle steht Armut. Kinder müssen zum mageren Familieneinkommen beitragen oder im Familienbetrieb bzw. Haushalt mithelfen. Viele Kinder sind aufgrund des Todes oder der Krankheit ihrer Eltern dazu gezwungen, für sich selbst und ihre Geschwister zu sorgen. Andere fliehen aus gewalttätigen Familien und schlagen sich lieber alleine durch. Kinderarbeit tritt auch häufig auf, wenn Familien durch Krieg, Migration oder Umweltkatastrophen entwurzelt werden bzw. wenn Bildungseinrichtungen zerstört, unerreichbar oder unerschwinglich sind. Eine weitere Ursache von Kinderarbeit ist Diskriminierung: Leider wird Mädchen in vielen Gesellschaften immer noch weniger Wert beigemessen als ihren Brüdern, sie werden früher aus der Schule genommen und von klein auf als Arbeitskraft eingesetzt bzw. oftmals schon in jungen Jahren (zwangs-)verheiratet. Auch Kinder, die diskriminierten Minderheiten angehören, beispielsweise ethnischen oder religiösen Gruppen, werden oftmals vom offiziellen Bildungssystem ausgegrenzt.
Nicht vergessen werden darf, dass Kinderarbeit für viele ein gutes Geschäft ist, von dem sie profitieren – allen voran ArbeitgeberInnen, die Kinder und Jugendliche schlecht bezahlt und ohne Vertrag beschäftigen. Und es gibt auch noch andere, unmenschliche Gründe, warum Kinder begehrte ArbeiterInnen sind: Sie sind leichter manipulierbar als Erwachsene. Und - eben weil Kinderarbeit offiziell meist verboten ist – sie sind wehrlos gegenüber Gewalt und Ausbeutung.
Kinderhandel – ein Milliardengeschäft
Kinderhandel gehört heute zu den einträglichsten Verbrechen weltweit. Dabei werden Kinder als Arbeits- und SexsklavInnen bzw. als Kinderbräute verkauft – innerhalb eines Landes oder auch über Grenzen hinweg. Oftmals geben arme Familien ihre Kinder MenschenhändlerInnen – häufig Frauen! - ohne böse Hintergedanken mit. Sie fallen gutgläubig auf ihre Versprechen herein, das Kind könne bei ihnen zur Schule gehen bzw. hätte in der Großstadt ein viel besseres Leben. Andere Familien sind in so großer Not, dass sie keine Alternative sehen, als ihre Kinder buchstäblich zu verkaufen.
Besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden, sind Kinder, die auf sich allein gestellt sind, beispielsweise Waisenkinder oder Straßenkinder, aber auch Kinder auf der Flucht bzw. junge MigrantInnen.
Was tun gegen Kinderarbeit?
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass das Thema missbräuchliche Kinderarbeit etwas mit ihrem eigenen Leben zu tun hat. Doch mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sie schon Produkte gekauft, an denen Kinder mitgearbeitet haben – beispielsweise Schokolade, Handys, Gold, Kaffee, Zucker, Tee, Baumwolle oder Tabak. Leider ist das Wissen darüber, in welchen Produkten Kinderarbeit stecken kann, nicht sehr verbreitet. Der Handel tut wenig, damit sich daran etwas ändert. Es liegt daher in der Verantwortung der KonsumentInnen, sich gut zu informieren und im Zweifelsfall Produkten aus fairem Handel den Vorzug zu geben. Jedes Unternehmen, das Kinderarbeit in seiner Lieferkette eine klare Absage erteilt, jeder Einzelne, der Kinder- und Menschenrechte beim Einkauf berücksichtigt, leistet einen wichtigen Beitrag!
Aktiv gegen Kinderarbeit
Zahlreiche von Jugend Eine Welt geförderte Don Bosco-Projekte geben arbeitenden Kindern und Jugendlichen die Chance, aus dem Teufelskreis Kinderarbeit auszusteigen – insbesondere durch Zugang zu Bildung und Ausbildung, aber auch durch die liebevolle Begleitung der Jugendlichen bei ihren ersten Schritten in ein Berufsleben ohne Ausbeutung. In vielen Fällen müssen die Familie des Kindes und sein Umfeld in die Hilfsaktivitäten mit einbezogen werden, denn es ist nicht immer selbstverständlich, dass arme Familien freiwillig auf das Zusatzeinkommen bzw. die Arbeitsleistung von Kindern verzichten, auch wenn der Schulbesuch gratis ist. Hier braucht es Überzeugungsarbeit und ein differenziertes Eingehen auf die Lebensrealität vor Ort – beispielsweise, indem der Unterricht während der Erntezeit am Nachmittag abgehalten wird.
Doch auch zivilgesellschaftlicher und politischer Einsatz sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung sind unverzichtbar, um das Problem Kinderarbeit bzw. seine wichtigsten Ursachen in den Griff zu bekommen. Darum unterstützt Jugend Eine Welt zivilgesellschaftliche Initiativen wie Fair Trade Österreich oder die Clean Clothes Kampagne.
Zudem setzt sich Jugend Eine Welt als Bündnispartner der Initiative „Kinderarbeit stoppen“ nicht nur im heurigen „Internationalen Jahr für die Beseitigung von Kinderarbeit“ gegen ausbeuterische Kinderarbeit und für faire Lieferketten ein. Gemeinsam Kinderarbeit stoppen – mit diesem Ziel haben sich starke österreichische Organisationen im Kampf gegen Kinderarbeit zusammengeschlossen – und rufen die Bevölkerung mit vielen Aktionen zum Mitmachen auf. Insbesondere rund um den „Welttag gegen Kinderarbeit“ am 12. Juni wollen wir ein starkes Zeichen gegen Kinderarbeit setzen und auch die Politik endlich zum Handeln bewegen! Weitere Informationen zur Kampagne „Kinderarbeit stoppen“ finden Sie hier!